Taschenbuch:
ISBN: 9783752939361
Inhaltsangabe: Der Kriminalhauptkommissar Martin Lüpke, Spitzname Lüppi, wird mit seinem
Kollegen, Gerhard Schwarz, zu einem toten Handwerker in einem Essener
Waldgebiet gerufen. Die Identität des Toten ist zunächst unklar, kann aber
schnell geklärt werden. Die beiden Kommissare fangen an, sich das Umfeld des
Handwerkers anzusehen. Dabei stellen sie fest, es gibt zunächst zwei mögliche
Gründe, die zu dem Tod des Mannes geführt haben könnten. Bei den weiteren
Ermittlungen stößt Kommissar Lüppi auf weitere Ungereimtheiten. Leseprobe: 16. April 1995, Ostersonntag, 10.00 Uhr Er war am Vorabend mal wieder zu spät ins Bett gekommen, was an dem Besuch
in der Eckkneipe lag. Die Besuche in ‚Uschis Eck‘ wurden am Freitag und Samstag
immer länger, wenn er nicht in einem Fall steckte. Wie immer, wenn er nach
einem solchen langen Abend wieder wach wurde, fragte er sich, wie er hieß. „Martin Lüpke, in Ordnung“, sagte er sich. „Scheint noch alles beisammen zu
sein.“ „Etwas zerknittert siehst du aus“, sagte er dem Spiegelbild. „Soll ich mal ein Bad nehmen?“, fragte er das Spiegelbild. „Ja, mach das
Lüppi“, kam die Antwort. „Ah, nee, das muss doch jetzt nicht sein. Bleibt da oben liegen“, sagte er
zu seiner Wäsche. „Na klasse! Jetzt muss ich waschen.“ „Heute ist Ostern, was mache ich denn heute? Uschi ist bei ihrer Mutter in
Borbeck“, sagte er zu sich. „Ich könnte auch nach nebenan zu Torti. Ach nee, da kommt heute bestimmt
der Sohnemann mit Verlobter. Geht also auch nicht“, sagt er. „Tja, das sieht aber jetzt scheiße aus. Na, das wird wohl nichts mit einem
tollen Frühstück heute“, sagte er zu sich. „Na ja, ist ja schon ein Anfang.“ „Da brauche ich keine Dosenmilch und keinen Zucker, die ich sowieso nicht
habe“, sagte er zu sich selbst. „Das kann doch nur Torti sein“, sagte er laut und machte die Tür auf. „Frohe Ostern, Lüppi. Geht es dir gut?“, fragte Torti. „Auch frohe Ostern, Torti. Ja, mir geht es gut“, antwortete er. „Dann kommen die morgen zu dir?“ „Ja, genau“, antwortete sie und machte einen Dackelblick. „Okay, ich sehe schon, wir machen heute einen normalen Sonntag?“,
erkundigte er sich. „Ach, du bist der Beste. Ich wusste doch, du bist für mich da.“ „Na, klar, Torti“, sagte er und nahm sie in den Arm. „Was ist das denn da?“ „Mein Frühstück.“ „Was soll das sein? Das ist doch nicht dein Ernst?“ „Ich hatte nichts anderes.“ „Warum kommst du nicht zu mir?“ „Ich wollte nicht stören, weil...“, weiter sprach er nicht. „Mitkommen“, befahl sie. Ostersonntag, 14.00 Uhr Der Grugapark liegt zwischen der Innenstadt und den Stadtteilen
Rüttenscheid und Margarethenhöhe. Beide gingen meist die gleichen Wege in der
gleichen Reihenfolge. So auch an diesem Tag. Da sie in unregelmäßigen Abständen
dort waren, bemerkten sie, wie sich die Pflanzen veränderten und größer wurden.
Sie gingen immer auf den gleichen Seiten. Lüppi links und Torti rechts. Wer es
nicht wusste, hätte die beiden für ein Paar halten können. Was sie auf eine Art
auch waren, für einen Zeitraum. Zur Mitte des Rundgangs nahm sie Lüppi´s rechte
Hand. Er lächelte sie an und beide gingen Händchenhaltend ihren gewohnten
Rundgang zu Ende. Zuhause wieder angekommen aßen beide den selbstgebackenen
Kuchen bei ihr. Nach dem Kaffeetrinken erzählte sie ihm von der Betriebsfeier
am Freitag der übernächsten Woche in der Firma, in der sie arbeitete. Sie bat
ihn, sich eine Auswahl von Kleidern anzusehen und ihr zu sagen was sie anziehen
sollte. Dazu zog sie sich im Schlafzimmer um. Bevor sie wieder heraus kam, rief
sie ihm zu, er solle die Augen zu machen. Was er tat. „Du kannst die Augen aufmachen“, sagte sie. „Und, was sagst du?“ „Zieh mal das nächste an“, antwortete er. „Gefällt es dir nicht?“ „Doch, nett.“ „Nur nett? Sehe ich darin zu fett aus?“ „Nein, das Kleid passt dir, es steht dir aber nicht.“ „Schon besser als das rote.“ „Das Blaue, was du als Zweites anhattest.“ „In Ordnung. Was sagst du dazu?“, fragte sie. „Kann ich nicht sagen, ich soll ja die Augen noch zulassen“, kam die
Antwort. „Dann mache sie bitte auf.“ 17. April 1995, Ostermontag, 16.00 Uhr Lüppi war seit zwei Stunden wieder in seiner Wohnung. Nach Zeitung lesen
und Fernsehen gucken, fragte er sich: „Na, prima und nun? Was ist mit Manni?
Mmh... der ist bestimmt drüben bei Uschi.“ „Mensch Lüppi, da bisste jo wieda“, sagte ein älterer Mann, dessen Namen er
immer wieder vergaß. Er ging um den Tresen herum, um Uschi in den Arm zu
nehmen. Sie kam auf ihn zu. „Schön, dass du kommst, die Vögel hier gehen mir wieder auf den Zeiger“,
sagte sie zu ihm und beide nahmen sich in den Arm. Nach einem langen Kuss
fragte Uschi: „Möchtest du einen Kaffee?“ „Das fragst du uns nie“, sagte einer der anderen Gäste. „Klappe da drüben, sonst bekommst du nur noch Kraneberger.“ „Ich nehme eine Cola“, antwortete er ihr auf die Frage nach dem Kaffee. „Du sitzt aufm Platz vonem Lüppi“, erfuhr der Betreffende von seinem
Nachbarn zur linken. „Ich hab dir doch gesacht, dat ist nicht jut date dich da hinsetzten tust“,
sagte der andere Nachbar zur rechten. „Was möchtest du denn?“, fragte sie ihn. „Was steht denn heute auf der Speisekarte“, fragte er zurück als wenn er es
nicht wusste. Sie lächelte ihn an und fragte in den Raum: „Tja, was habe ich denn heute
alles?“ „Da wäre als erstes, Bockwurst mit Kartoffelsalat. Das zweite ist
Gulaschsuppe. An dritter Stelle steht Serbische Bohnensuppe und als letztes
lese ich Erbsensuppe.“ „Das klingt ja richtig toll. Was hast du denn davon selbstgemacht, liebe
Uschi?“, fragte Lüppi. „Ja, natürlich nichts“, gab sie zur Antwort, mit dem Wissen, dass alle
Männer das wussten. „Nach gründlicher Überlegung entscheide ich mich für die leckere
Erbsensuppe“, sagte er zu ihr. „Schläfst du heute Nacht bei mir?“, fragte sie. „Wenn du möchtest.“ „Dann such dir was anderes aus.“ „Mmh, Serbische Bohnensuppe brauche ich dann wohl auch nicht sagen?“,
fragte er in ihre Richtung. „Ja, Mensch, dann nehme ich doch die Gulaschsuppe.“ „Die letzte hat der Michi bekommen.“ „Okay, dann bleibt ja nur noch Bockwurst mit Kartoffelsalat“, sagte er. „Bockwurst ist aus. Den Kartoffelsalat bekommst du“, sagte sie und warf ihm
einen Luftkuss über die Theke zu. Gegen 21 Uhr bat Uschi die Männer zu gehen.
Sie sagte, sie sei müde. Alle wussten, dass es immer so war, wenn Lüppi bei ihr
über Nacht blieb. 18. April 1995, Dienstag, 7.30 Uhr Lüppi saß mit Uschi an ihrem Küchentisch. Beide tranken Kaffee, für
frühstücken war es beiden noch zu früh. Während er die gleiche Kleidung wie am
Vortag trug, hatte sie ein Kleid im Leoparden Look an. Dazu hatte sie rote
flache Schuhe angezogen. „Kannst du mich gleich zur Werkstatt fahren. Ich wollte meinen Wagen zur
Jahresinspektion bringen?“, fragte sie ihn. „Ja, klar doch. Wohin bringst du ihn denn?“ „Na, wie immer zum Majewski.“ „War ich da schon mal?“, fragte er sie. „Nö, du hast ja nie Zeit, wenn ich dich mal brauche. Ich muss dann immer
Manni fragen.“ „Heute habe ich Zeit.“ „Schön, dann trink deinen Kaffee aus und wir hauen ab“, sagte sie zu ihm
und stand schon mal auf. „Okay“, sagte er mehr zu sich. „Da hat es wohl jemand eilig.“ „Ja, Mensch, hier war ich doch schon Mal“, sagte er zu sich. „Hier war ich letztes Jahr“, antwortete er ihr. „Bringst du auch deinen Wagen hier hin?“ „Nee, das war ein Fall“, sagte er ziemlich nachdenklich. „Und?“, fragte sie. „Das war eine junge Frau, die hier erschlagen wurde.“ „Jetzt habe ich es. Die hieß Moni Rogel und gehörte zu dem Rennteam hier.
Steht auch da oben dran“, sagte er und zeigte auf das Schild ‚Motorsport Team
Kirchheim und Werkstatt‘. „Das ist übrigens nicht Majewski“, sagte er. „Ja, weiß ich, das war der Vorbesitzer. Die Mechaniker und der Meister sind
aber die gleichen“, antwortete sie ihm und betrat den Betrieb. Er folgte ihr.
Dort erfuhr sie, dass der Meister Achim Voigt nicht mehr da war, dafür aber ein
sehr kompetenter Neuer, namens Werner Rotmann. Nachdem sie ihren R5, Baujahr
1978, abgegeben hatte fuhr Lüppi sie nach Hause zurück. Nachmittags könnte sie
ihren Wagen abholen. Lüppi sagte zu, er würde sie wieder hinfahren. Unterwegs
erzählte er ihr von dem Fall Moni Rogel. Dienstag, 9.15 Uhr Lüppi war gerade in seinem Büro angekommen, welches er sich mit seinem
Kollegen Gerhard Schwarz, auch Gördi genannt, teilte. Gördi arbeitete nun mehr
als fünf Jahre mit ihm zusammen und war somit der Kollege, der es am längsten
mit ihm ausgehalten hatte. Beide verstanden sich sehr gut, sagte Lüppi immer,
wenn er gefragt wurde. Anders die Aussage von Gördi, der immer sagte, ‚Es geht‘
oder ‚Ist okay‘. Am allerliebsten hatte Lüppi mit seiner früheren Kollegin
Heike Buhrmann zusammen gearbeitet. Diese war allerdings vor sieben Jahren nach
Frankfurt am Main umgezogen, wegen eines Mannes. Die Schreibtische der beiden
standen jeweils mit dem Rücken zur Wand, so dass sie sich sehen konnten.
Zwischen den Schreibtischen waren vier Meter frei, dort wollten beide
eigentlich immer einen Tisch mit vier Stühlen haben. Den hatten sie aber nie
bekommen. Gördi saß bereits an seinem Schreibtisch, was nicht anders zu
erwarten gewesen war. Er nahm alles sehr genau, was ihm bei den anderen
Kollegen auch die Namen ‚Erbsenzähler‘ und ‚Korinthenkacker‘ eingebracht hatte.
Diese Arbeitseinstellung hatte Vorteile, die Lüppi zu nutzen wusste. Allerdings
auch einige Nachteile, was die Ermittlungen nach Feierabend betraf. Gerhard
hatte eine junge Frau und eine Tochter, ein Reihenhaus mit Garten und spielte
Fußball in einem fünftklassigen Club. Lüppi interessierte sich auch für
Fußball, insbesondere für den Essener Verein Rot-Weiß-Essen. Nicht das er dort
regelmäßig hinging, es genügte ihm, wenn er erfuhr, wie die Mannschaft gespielt
hatte. Es war immer gut, wenn man sagen konnte, dass man sich dafür
interessierte, so seine Erfahrung. Es gab auch einen Altersunterschied bei den
beiden. Gördi war 36 Jahre und Lüppi 53 Jahre alt. Lüppi nahm vieles nicht so
genau und auch nicht so ernst. Seine Standardantwort war „In Ordnung“ oder ab
und zu „Geht schon.“ So verwunderte es nicht, dass er nicht sofort zum Chef
ging, der ihn sofort sehen wollte, wenn Lüppi ins Büro käme. Stattdessen setzte
er sich an seinen Schreibtisch und trank erst einmal eine zweite Tasse Kaffee,
die Gördi für beide gekocht hatte. Es waren fünf Minuten vergangen als der Chef
von beiden, Kriminalrat und Leiter der Kriminalinspektion 1, ins Büro gestürmt
kam und entrüstet feststellte, dass Kommissar Lüppi am Schreibtisch saß. „Lüppi, ich wollte dich sehen“, rief Eckerhard Schuster. „Ja, das kannste ja jetzt“, antwortete Lüppi. „Du solltest zu mir kommen.“ „Ja, wäre ich ja auch gleich“, war die Antwort. „Komm bitte mit in mein Büro“, sagte Eckerhard Schuster. „Erzähl mir mal, was du letzten Donnerstagabend zu dem Abgeordneten des
Landtages gesagt hast.“ „Tja, was war das denn?“, stellte er sich laut die Frage selbst. „Warte
mal, es fällt mir gleich wieder ein.“ „Hast du zu ihm ‚Sie blödes Arschloch‘ gesagt und hast ihn einfach dumm
stehenlassen?“, wollte Eckerhard Schuster wissen. „Stimmt, jetzt wo du es sagst, fällt es mir wieder ein.“ „Ja, spinnst du denn? Der Polizeipräsident hat mich Ostersonntag
angerufen.“ „Och, hat der etwa deine Nummer?“ „Ja, hat er.“ „Die hätte ich dem nicht gegeben. Das war nicht gut von dir“, sagte Lüppi. „Lüppi, willst du mich verscheißern?“ „Nö, habe ich nicht vor. Aber jetzt mal im Ernst. Dieses Arschloch von
Abgeordneten hat sich in die Ermittlungen eingemischt, sie behindert und alles
getan, um seinen Bruder gut aussehen zu lassen.“ „Das hätten viele andere auch getan.“ „Gehört sich aber nicht und als Abgeordneter des Landtages schon gar nicht.
Zudem hat er mir gedroht, ich solle endlich seinen Bruder in Frieden lassen
sonst würde ich bald Streife fahren.“ „Der Bruder ist aber überführt und hat gestanden?“ „Ja, hat er.“ „Freiwillig oder hast du etwa…?“, fragte Eckerhard Schuster. „Entschuldigung, Herr Kriminalrat. Lüppi, wir müssen los. Oben im
Schellenberger Wald ist ein Toter gefunden worden.“ „Jo, ich komme Gördi“, sagte Lüppi und verließ schnurstracks das Büro
seines Chefs. Der rief noch hinter ihm her: „Lüppi, wir sind noch nicht
fertig.“ – Doch, sind wir. – dachte Lüppi. Dienstag, 10.35 Uhr Lüppi war mit dem Mercedes die Heisinger Straße hochgefahren. Gegenüber der
Uhlenstraße war er auf einen unbefestigten Weg nach links abgebogen. Nach
einigen hundert Metern kamen die beiden mit dem Auto nicht mehr weiter. Nach
Anweisung eines Streifenkollegen gingen Gördi und Lüppi die letzten Meter zu
Fuß. Der Tote lag im Dickicht und war am Morgen von einem älteren Herrn
gefunden worden oder besser gesagt, von dessen Hund. Der Tote hatte eine
zerrissen Hose, da die Promenadenmischung versucht hatte ihren Fund aus dem
Dickicht zu ziehen. „Guten Morgen, Kollegen.“ sagte Gördi. „Wer ist das?“, fragte Lüppi. „Keine Ahnung. Hat keine Papiere bei sich“, kam die Antwort. „Sehe ich das richtig, der hat Arbeitskleidung an?“, fragte Gördi. „Jo, siehste richtig. Hat er“, sagte Lüppi. „Schon wieder ein Handwerker weniger“, meinte der Steifenpolizist. „Wieso schon wieder?“, fragte Lüppi nach. „Vor drei Monaten war doch schon mal einer in der Innenstadt.“ „Wann kommt die Rechtsmedizin?“, fragte Gördi. „Müsste gleich da sein.“ „Stefanie, kannst du ungefähr sagen, woran er gestorben sein könnte?“,
fragte Lüppi. „Die einzige Verletzung, die ich hier sehen kann, ist auf seinem Kopf. Das
sieht sehr schlimm aus.“ „Okay, er hat also etwas auf den Kopf bekommen. Mmh, vielleicht ist er
erschlagen worden oder es ist ihm irgendetwas auf den Kopf gefallen“, sagte
Lüppi mehr zu sich selbst als zu den anderen Anwesenden. Er schaute auf den
Toten. „Was machst du hier? Warum an diesem Ort? Warum liegst du nicht irgendwo
anders?“, fragte Lüppi den Verstorbenen. Um drei Augenblicke später zu sagen:
„Okay, du antwortest nicht. Auf den Kopf gefallen ist dir auf jeden Fall nix.“ „Warum nicht?“, fragte Gördi. „Warum ist er dann hier im Wald? Wäre ihm etwas auf den Kopf gefallen, wäre
er im Krankenhaus gelandet und nicht hier. Das ist es also nicht. Dieser
Handwerker ist entsorgt worden“, sagte Lüppi. „Vielleicht war die Rechnung zu hoch, die er ausgestellt hat oder er hat
schlecht gearbeitet“, meinte der Streifenpolizist. „Ist der Beruf der Hintergrund?“ fragte er sich. „Ob dein Beruf der Grund
für deinen Tod ist, müssen wir erst noch herausfinden. Was hast du denn so in
deiner Freizeit gemacht?“, fragte Lüppi den Verstorbenen. „Wie ist der eigentlich hierhin gekommen?“
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